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Informationsreise nach Danzig

Das vergangene Wochenende zwischen den beiden Sitzungswochen habe ich für eine kurze Informationsreise nach Danzig genutzt. Die alte Hansestadt ist nicht nur sehr sehenswert, sondern beherbergt auch zahlreiche herausragende Kultureinrichtungen.
Das Europäische Zentrum der Solidarność ist ein in seiner Form fast einmaliges Dokumentationszentrum mit einer bewegenden Ausstellung über die Geschichte und die politischen Auswirkungen der Solidarność. Ich möchte mich herzlich bei Leiter des Zentrums Basil Kerski bedanken, der mich in drei Stunden durch die Ausstellung führte und dabei über die Hintergründe und die Entstehungsgeschichte informierte. Seine Einrichtung könnte dabei ein gutes Vorbild für das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation sein, welches in Halle/ Saale ab 2028 entstehen soll.
Das Museum des Zweiten Weltkrieges in Danzig ist das zweite große erinnerungspolitische Museum in Danzig und beeindruckt mit einem modernen Museumskonzept und einer attraktiven Visualisierung. Auffällig sind jedoch die stellenweise einseitigen Darstellungen und mangelnde Objektivität der Dauerausstellung. Hier zeigt sich, wie wichtig funktionierende und dezentrale Kontrollmechanismen und Aufsichtsgremien sind, um eine politische Einflussnahme auf Inhalte auszuschließen. Auch hier können wir vieles lernen, beispielsweise für das Dokumentationszentrum „Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzungsherrschaft in Europa“, welches in dieser Woche im Plenum des Deutschen Bundestages debattiert wird.
Am Samstagabend durfte ich an einer Führung durch das Shakespeare-Theater Danzig teilnehmen. Das Theater besticht durch ein herausragendes Theaterkonzept, welches in Polen einmalig ist. Es ist nach dem Vorbild elisabethanischer Theater gebaut, weswegen das Publikum auf vertikalen hölzernen Galerien sitzt und das Dach des Theaters geöffnet werden kann. Ein wirklich beeindruckendes Gebäude! Interessant ist auch, dass das Haus keine Auswirkungen der Besucherzahlen nach der Coronapandemie verzeichnet. Leider spüren viele deutsche Einrichtungen immer noch einen Besucherschwund.
Natürlich schwebten über der gesamten Reise die Stimmung und die Vorbereitung der gestrigen Wahl in Polen. Obwohl es aktuell noch keine offiziellen Ergebnisse gibt, scheint es, als hätte sich die bürgerliche Opposition durchgesetzt. Das ist ein gutes Zeichen, vor allem für die Kultur- und Medienfreiheit in Polen. Vor allem junge Polen und Frauen votierten für einen Wechsel. Die Wahlbeteiligung von fast 75 Prozent liegt damit deutlich über den Wahlen von 1989 und bildet einen Höchstwert im demokratischen Polen. Unabhängig vom Ausgang ist das ein wichtiges Zeichen für die Demokratie.

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